Ohne dich
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OHNE DICH
Familien nach dem Suizid
30:00 Minuten
HR/ARD 2016
Moderation:
Regie:
Kamera:
Ton:
Schnitt:
Grafik:
Sendetermin
Sonntag, 11.09.2016
17:30
Das Erste
Alle 52 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Trotz dieser erschreckend hohen Zahl spricht kaum einer darüber: Suizid ist ein Tabuthema. Maria, die sich mit 26 Jahren das Leben nahm, schrieb in ihrem Abschiedsbrief: „Am liebsten wäre es mir, wenn niemand erfährt, dass es Suizid war!“ Maria hinterlässt ihre Schwester Rahel und ihre Mutter Gabriele. Beide müssen nicht nur mit dem Verlust eines geliebten Menschen weiterleben, sie müssen auch erkennen, dass sie nun mit einem Makel, einem Stigma behaftet sind. Nachbarn grüßen sie plötzlich nicht mehr, Verwandte sparen dieses Thema völlig aus, als ob es Marias Tod nie gegeben hätte. „Ich weiß selber, wie schwer es ist, da Worte zu finden. Aber schlimmer ist es, wenn man es übergeht und nichts sagt, gar nichts sagt“, erzählt Gabriele.
Vera lebt in einer Kleinstadt im Rhein-Main-Gebiet. Sie hat 2009 ihren Mann durch Suizid verloren. Sie war damals fünfzig Jahre alt. Auch für sie kam dieser Tod völlig unvorbereitet, war ihr Mann Jochen doch ein Mensch, der erfolgreich mitten im Leben stand, viele Freunde hatte, bewundert und geliebt wurde. Über das Ausmaß ihrer Depressionen und ihrer Ängste haben Jochen und Maria nicht geredet, mit niemandem. Warum nicht? Warum haben sie sich nicht helfen lassen?
Wie aber geht es den Familien, die zurück bleiben, nach solch einem Suizid? Allein gelassen mit ihrer Trauer, mit ihren Selbstvorwürfen? „Mir ist das Schlimmste passiert, was einem im Leben passieren kann, also muss ich vor nichts mehr Angst haben“, sagt Vera heute. Der Suizid ihres Mannes hat sie verändert. Sie ist selbstständiger und stärker geworden. Sie hat ihre Kraft in ihre Tochter Alexa gesteckt, um diese zu beschützen. Alexa war 17 Jahre alt, als ihr Vater starb.
Genau wie Gabriele hat sich auch Vera einer Selbsthilfegruppe angeschlossen, um über den Suizid offen reden zu können. Heute leitet Vera selbst solch eine Gruppe in Frankfurt und macht außerdem eine Ausbildung als Trauerbegleiterin. „Weil ich das selbst erlebt habe und selbst weiß, wie ich raus gekommen bin aus der Trauer“, sagt sie heute aus der Rückschau auf die schweren Jahre nach Jochens Tod.